Die Tradition der Weihnachtskrippen in den Dolomiten hat tiefe Wurzeln in der alpinen Kultur, in der Weihnachten als Zeit der Gemeinschaft, des Handwerks und der Spiritualität gefeiert wird. In den Tälern von Trentino-Südtirol ist diese Tradition bis heute ein starkes kulturelles Symbol und zeigt sich in handgeschnitzten Holzwerken, Themenwegen und Bergdörfern, die sich im Winter in offene Museen verwandeln.
Die enge Verbindung zum Holzhandwerk macht jede Dolomiten-Holzkrippe zu einem echten Kunstwerk. Die handgeschnitzten Figuren erzählen nicht nur die Weihnachtsgeschichte, sondern auch das Leben vergangener Zeiten: Hirten, Bauern, Handwerker und alte alpine Berufe. Jede Krippe wird so zu einem authentischen Ausdruck der Seele der Dolomiten.
Im Herzen des Trentino ist Ossana seit Jahren berühmt für seine „tausend Krippen“, die jeden Winkel des Dorfes beleuchten und bis zur Burg San Michele führen. Ebenso bekannt sind die verstreuten Krippen von Tesero im Fleimstal, wo Holzhütten, geschmückte Gassen und kunstvoll gestaltete Szenen das historische Zentrum in einen stimmungsvollen Weihnachtsweg verwandeln.
Sehr eindrucksvoll ist auch Faedo in der Piana Rotaliana, das jedes Jahr eine lebensgroße lebendige Krippe mit historischen Kostümen zeigt, begleitet vom traditionellen “Canta della Stella” Anfang Januar. In Varena im Fleimstal können Besucher direkt in die kleinen Hütten eintreten und detailreich rekonstruierte bäuerliche Szenen bewundern. Wer eine natürlichere Umgebung bevorzugt, findet in den Waldkrippen von Zanolin bei Ziano di Fiemme eine besonders ruhige und magische Atmosphäre.
Ein weiterer Höhepunkt ist Nomi, ein wahres Schmuckstück weihnachtlicher Traditionen. Zwischen Dezember und Januar verwandelt sich das Dorf in das „Land der monumentalen Krippen“: beeindruckende handwerkliche Werke, ausgestellt in den Gassen, Parks und Straßen – besonders faszinierend im warmen Licht der Dämmerung. Im historischen Getreidespeicher im Dorfzentrum werden jedes Jahr einige der größten und spektakulärsten Krippen gezeigt.
In Südtirol ist die Krippentradition eng mit der jahrhundertealten Kunst der Grödner Holzschnitzer verbunden. In St. Christina können Besucher die größte Holzkrippe der Welt bewundern – ein monumentales Werk, das 1988 begonnen wurde und jedes Jahr neue handgeschnitzte Figuren erhält.
Wer diese Tradition weiter erkunden möchte, sollte das Heide-Krippenmuseum in Gröden mit italienischen und österreichischen Werken im typischen lokalen Schnitzstil besuchen, sowie das Maranatha-Krippenmuseum in Luttach im Ahrntal, das alte, moderne und mechanische Krippen mit monumentalen Szenografien und Handwerkslaboren zeigt. Die Hofburg von Brixen besitzt eine der bedeutendsten Krippensammlungen der Welt. Im Erdgeschoss kann man die Jahreskrippe bewundern, die rund 5.000 Figuren umfasst und für Fürstbischof Karl Franz Lodron für ein Zimmer seiner Wohnung im bischöflichen Palast geschaffen wurde. Weitere Krippen aus Brixen, Tirol, Neapel und Sizilien bereichern diese außergewöhnliche Sammlung zusätzlich.
Die Krippentradition in Trentino-Südtirol ist ein lebendiges Kulturerbe, das jedes Jahr Tausende Besucher berührt. Durch beleuchtete Dörfer, verschneite Wälder und geschmückte Plätze zu spazieren bedeutet, Weihnachten in seiner authentischsten Form zu erleben – eine Reise in die Magie, Einfachheit und Handwerkskunst, die nur die Dolomiten bieten können.